Reset

RESET

Gibt es ein Zurück?

Ich arbeite unter Hochdruck an der Fertigstellung und somit der Wiederveröffentlichung, so dass man bald mit dem Sci-Fi-Thriller RESET rechnen kann. Angepeilt ist Anfang August. 
Also unbedingt vormerken. Unten abgebildet ist ein kleiner Ausblick auf das vormalige Cover. 



ISBN : 978-3-96438-020-3

   Leseprobe

   
Alles ist anders, als ich es mir vorgestellt habe. Der Urlaub sollte meinen verlorengegangen Lebenswillen wieder entfachen, meine Schwermut verdrängen und ein neues Kapitel einläuten. Stattdessen bin ich weiter in die Depression gerutscht und habe einen guten Freund vor den Kopf gestoßen. Wie heißt es so schön: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
   Ich bewege mich auf das Buffet zu und nehme mir einen Teller. Die Auslage ist nicht von schlechten Eltern und tatsächlich bekomme ich Hunger. 
   Zwei Brötchen, Käse und Schinken finden ihren Weg auf meinen Teller. Dazu ein bisschen Marmelade und eine kleine Schüssel mit Rührei. Ich will mir gerade etwas Speck dazu tun, als ich angerempelt werde. »Oh, entschuldigen Sie bitte«, tönt es in krächzendem Bass hinter mir. Ich will dem Mann eine verharmlosende Erwiderung geben und drehe mich um, aber die Worte bleiben mir im Hals stecken. 
   Ich starre in die finstere Fratze eines älteren Mannes, den ich sofort erkenne. Das Gesicht prangte einst auf etlichen Titelseiten in meiner alten Welt. Das Monster von Amstetten. 
   Dieter Ernstl. 
 Ein Mann, der wie selbstverständlich mit mir am Frühstücksbuffet steht, in kurzer blauer Hose und grellbuntem Hemd, wie es Touristen im Urlaub so tragen, während seine leibliche Tochter zu Hause in seinem Keller eingesperrt ist. Ohne Aussicht. Ohne etwas anderes zu sehen als die Mauern ihres kalten Verlieses. Darauf wartend, dass er zurückkommt und sie weiter missbraucht, während ein inzestuös gezeugtes Geschwisterpaar die Quälerei mit ansehen muss. 
 Grob geschätzt für die nächsten zehn Jahre; bis die Geschichte 2008 endlich an die Öffentlichkeit kommen und Ernstl verhaftet wird. Und während er mich verwundert ansieht, weiß ich endlich, was ich zu tun habe.
  









                                                                 

  »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragt er mich. Er ist einen halben Kopf kleiner als ich, schaut musternd mit seiner faltigen Visage zu mir herauf und greift mir an den Ellenbogen. Ich schüttle aus Reflex seine Hand energisch weg, so dass mir fast das Rührei vom Teller fällt. »Fass mich nicht an, du Pestfetzen«, zische ich ihm aufgebracht entgegen und schubse ihn grob von mir weg.
   Er strauchelt, kann sich aber fangen, bevor er den Halt verliert. Um uns herum ist es still geworden, die Blicke in dem großen Frühstückssaal sind auf uns gerichtet und ich bemerke, dass Rieke sich hinter mich stellt und meinen Unterarm umfasst. Sie sagt nichts. Ernstl sagt nichts. Er blickt mich nur abschätzig an, nickt lächelnd und bewegt sich wortlos an mir vorbei. 
   »Was war denn los?«, fragt mich meine Freundin. 
   »Ich muss los«, antworte ich nur.
   »Wo wollen wir denn hin?«
   Ich drehe mich um und sehe, wie sich Ernstl in aller Seelenruhe seinen Teller mit Aufschnitt belädt. Kurz schaut er zu mir herüber, wendet aber den Blick schnell ab, als er sieht, dass auch ich ihn beobachte. 
   »Ich muss nach Hause.«
   »Bitte? Du musst nach Hause?« Rieke schüttelt verwundert den Kopf. »Wir haben doch noch fünf Tage.«
   »Bleib du ruhig hier. Aber ich habe etwas Wichtiges zu erledigen, tut mir leid.«
   Meine Freundin ist zu perplex, um etwas darauf zu erwidern. Mein Schamgefühl kommt durch und ich nehme sie in den Arm. »Glaub mir, ich würde nicht abhauen, wenn es nicht wichtig wäre. Es ist wirklich dringend.« Ich gebe ihr einen Kuss auf die Stirn. 
   »Können wir trotzdem noch in Ruhe frühstücken?«
   Ich nicke, habe aber meine Augen auf dem Rücken dieser Bestie ruhen. 

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